Freitag, 2. Oktober 2009

Die Verwandtschaft der Gegenstände

Es ist ein weitverbreitetes Vorurteil, daß die Verhältnisse der Gegenstände untereinander sich gerade einmal auf pauschale Urteile „ähnlich“, „gleich groß“, „genauso schwer“ oder „teurer“ beschränken. In Wirklichkeit sind die Gegenstände miteinander verwandt.
Socken haben nur Schwestern. Stühle und Tische, überhaupt alle Möbel haben hauptsächlich Vettern und Cousinen. Berüchtigt für die Kompliziertheit ihrer Verwandtschaftsverhältnisse sind die Schreibwaren, deren Verschwisterung und Verschwägerung zwischen Bleistiften verschiedener Härtegrade, Kugelschreiber unterschiedlicher Farben, harten und weichen Radiergummis selbst eifrigsten Forschern verschlossen blieben.
Eine matrilineare Abstammung haben Gartengeräte, wie man an jeder Harke und ihren hübschen Töchtern sieht. Legendär ist der verwandtschaftliche Erfindungsreichtum der Anziehsachen, da prinzipiell jede Sache drunter der Nachfahre der Sache drüber ist, außer bei Jacken, bei Schuhen, bei Socken und natürlich bei Schals und Hüten. Wenn man sich winterlich kleidet, dann ist das eine Angelegenheit, mit der im Kleiderschrank drei Großfamilien befaßt sind. Möglich ist zum Beispiel, daß Ihr linker Handschuh die Nichte ihres Wollunterhemds ist. Über Küchengeräte brauchen wir hier überhaupt nicht zu sprechen, das ist ein Sodom und ein Gomorrha. Rührschüsseln etwa sind grundsätzlich stockschwul, und Handmixer auch irgendwie pervers, beide zusammen leben sie mit den kampflesbischen Suppenlöffeln in einer Art Avunkulat.
Deshalb sollte man sich auch immer überlegen, mit welchen Gegenständen man Streit anfängt. Vielleicht haben sie einen Betonmischer als großen Bruder.

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